Ja, genau! Es geht um uns, Männer!
Ich hab eine Herausforderung für mich und für Euch: Lasst uns Feministen werden!
Nicht irgendwann, sondern jetzt.
Und das genau aus einem einzigen Grund: Weil wir dem auferstandenen Christus glauben.
Vielleicht denkt ihr jetzt „Was geht mit dem denn?“ Meinetwegen denkt es, aber lest weiter.
Jahrhunderte haben wir Männer Frauen dominiert, ihnen ihren Platz zugewiesen, sie gering geschätzt – ja, sie verachtet. Nein, das ist nicht lange her. Es geschieht nach wie vor. Heute und überall um uns herum. Und auch wir selbst sind nicht frei davon, denn wir haben diese Verachtung von Anfang an gelernt – auf dem Schulhof, in den dummen Witzen der Kumpels, in wohlmeinenden paternalistischen Ratschlägen älterer Männer, vielleicht in der Art wie die Eltern miteinander umgegangen sind und nicht zuletzt in unseren Kirchen und Gemeinden. Wir stecken alle mit drin. Selbst wer meint, er hätte sich darüber ja schon mal Gedanken gemacht, kann sich aus dem Sumpf der Frauenverachtung nicht einfach so befreien.
Du bist der Meinung, der Glaube an Jesus, den Auferstandenen, hat Auswirkungen in Deinem Leben? Du glaubst an die Versöhnung von Gott mit uns Menschen?
Dann hinterfrage Dich und Deine Einstellung gegenüber Frauen – allen Frauen!
Unser Glaube ist unglaubwürdig, wenn wir nach wir vor bei der Jahrtausende alten Verachtung mitmachen.
Vielleicht fühlst Du Dich durch diese Zeilen angegriffen oder missverstanden. Lies weiter! Denn wir sind in der Pflicht!
Feministisch zu denken und zu glauben ist schon in der Bibel angelegt: In Gal 3,28 lässt Paulus eine unglaubliche Vision los: „Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr Juden seid oder Griechen, unfreie Diener oder freie Menschen, Männer oder Frauen. Denn durch eure Verbindung mit Christus Jesus seid ihr alle wie ein Mensch geworden.“ (Basisbibel)
Dieses Vision sagte für die Menschen damals eigentlich nur eins: „Die konstruierten sozialen Unterschiede, von denen ihr glaubt, dass sie für die Gesellschaft notwendig sind – sie gelten bei Christus allesamt nicht mehr.“ Man meinte, vor allem die Unterschiede zwischen Sklaven und Freien und die zwischen Frauen und Männern seien unerlässlich für das Funktionieren der Gesellschaft. Und bis heute hört man, dass die behaupteten Unterschiede zwischen Männern und Frauen unerlässlich seien für das Funktionieren der Gesellschaft.
Fast immer, wenn sowas gesagt wird, verkleidet es nur dürftig die dahinter liegende Abwertung von Frauen. Und wir als Kirchen sind ganz besonders gut in solchen Sätzen. Wie oft schon habe ich ganz wohlmeinende und sanfte Worte gehört und gelesen, dass es doch einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gäbe und dass das eine Gleichwertigkeit aber verschiedene Rollen und Aufgaben bedeute. Das sind allesamt vergiftete Argumente. Sie kaschieren nur die Verachtung in blumigen Worten.
Werdet Feministen und tretet ein dafür, dass es eine Gerechtigkeit zwischen Menschen gibt. Grundlegend dafür ist, dass jede Person selbst das Recht hat, sich zu definieren und niemand anderes. Und dieser Selbstdefinition kann man nur zuhören. Sie ist nicht besserwisserisch zu kommentieren oder zu diskutieren. Hör zu und schätze wert, was Dein Gegenüber sagt oder lebt. Glaube ihr. Nimm sie ernst.
Feminist sein heißt, Gerechtigkeit für Frauen und Männer gleichermaßen – für alle Menschen zu suchen.
Feminist sein heißt, Frauen und Männer – alle Menschen in ihrer Schöpfungswürde zu respektieren.
Feminist sein heißt, zu wissen, dass man selbst die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen hat.
Feminist sein heißt, bescheiden zu sein und dem großen Jahrhunderte alten Befreiungskampf der Frauen Respekt zu zollen.
Feminist sein heißt, sich der eigenen Privilegien bewusst zu sein, die Mann nur deshalb hat, weil er Mann ist.
Feminist sein heißt, sich zum Verbündeten der Ehefrau, Freundin, Kollegin, Schwester, Mutter, Tochter zu machen, weil sie es allemal wert sind.
Feminist sein heißt, Menschen so zu begegnen, wie Jesus es getan hat.
Feminist sein heißt, auch einfach mal die Klappe halten und den dreitausendsten chauvinistischen Spruch stecken zu lassen.
Also, Männer, werden wir Feministen und machen wir durch ein bisschen weniger Testosterongeplemper die Welt zu einem besseren Ort für alle.