Acht Brillen

"Du stehst am Strand und schmeckst den salzigen Geruch des Windes, der über das Meer kommt,
im Bauch das warme Gefühl grenzenloser Freiheit
und auf deinen Lippen den bitteren, tränendurchtränkten Kuss deiner Geliebten.“

Für mich ist es eine der stärksten Filmszenen die es gibt: Zwei Männer sitzen nachts im Krankenhaus auf einem Küchenboden. Sterbenskrank. Mit einer Flasche Tequila in der Hand finden sie hier Salz und Zitrone.
Sie reden über das Leben und vor allem über das Sterben. Und davon wie es ist, an die Tür zum Himmel zu klopfen und dem Schöpfer entgegen zu treten:

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„Ich war noch nie am Meer“

„Das ist doch jetzt nicht wahr. Du warst noch niemals einmal am Meer?“

(…) „Noch niemals einmal“

„Weißt du denn nicht, wie das ist, wenn du in den Himmel kommst?
 Im Himmel da reden die über nix anderes als über das Meer.
Darüber wie wunder, wunderschön es ist. (…)
Und du? Du kannst nicht mitreden. Weil du warst ja noch nie dagewesen.“

Die Musik geht los und eine tragisch-komische und urwitzige Reise beginnt ...

Schon als ich diesen Film das erste Mal gesehen haben, war ich wie gefesselt. Von dem Humor, der Musik, der Absurdität, den Bildern und vor allem aber von der Sehnsucht nach dem Meer. Davon, einmal dagewesen zu sein, wo die Sonne ihre Kraft verliert. Wo Himmel und Wasser eins werden. Da, wo Wind und Wellen regieren. Ich will diese grenzenlose Freiheit spüren und mich so richtig durchpusten lassen.

Für mich gibt es wenig Intensiveres als am Meer zu sein: Ich mag es, meine Nase in die klare Luft zu halten. Die Augen nur einen Spalt öffnen zu können, da der Wind von vorne peitscht. Mich gegen den Wind zu lehnen und zu prüfen, wann ich umfallen würde. Je nach Jahreszeit kürzer oder länger zu spüren, wie kalte Wellen unter meinen Füßen den Sand mitnehmen und wie die Gischt bis an die Knie spritzt. Oder auch einfach stundenlang im Windschatten zu sitzen und einfach nur gucken: Gucken, wie sich das Wasser bewegt oder welche Schiffe am Horizont vorbeifahren.
Für mich ist das grenzenlose Freiheit.

Seit ich gehört habe, dass man das hebräische Wort רוּחַ (rûaḥ) sowohl mit „Wind“ als auch mit „Geist“ übersetzen kann, weiß ich auch warum es mir so gut tut, am Meer zu sein: Hier kann ich Gottes Geist direkt und ohne, dass ihm irgendetwas im Weg steht, in mich aufnehmen. Ich werde von Gott durchgepustet. Seine ganze Energie bläst mir ins Gesicht. Hier tanke ich auf.
Alles was mich stört lasse ich hinter mir. Sorgen verfliegen. Zeit wird egal. Gedanken kommen zur Ruhe.
Der Urzustand wird hergestellt. Ich lebe. Unwillkürlich denke ich an den Schöpfungsbericht.
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“
Schon vor allem anderen ist Gottes Geist da und fliegt über das Meer.

Ich begegne Gott. Und er begegnet mir.

Ich stehe da am Strand – auch ohne Tequila – und schmecke diesen salzigen Geist. Jesus, der mir sagt, dass ich das Salz der Erde bin und Würze ins Leben bringen kann.
In mir wächst das warme Gefühl von grenzenloser Freiheit! Ich blicke aufs Meer und es hört nie auf! Ich spüre, dass Gott zur Freiheit beruft.
Und das Leben und die Erinnerungen ziehen an mir vorbei. Die süßen und auch die bitteren Momente. Die Tränen, die ich meist nur innerlich geweint habe. Die Gedanken an meine „Geliebten“. Meine Sehnsüchte.
Ich kann es ins Meer schreien. Gottes Geist durchpustet es.

 

Und so stehe ich da. Und denke darüber nach wie es ist. Mit dem Leben und mit dem Sterben. Wie es ist, an die Himmelstür zu klopfen und meinem Schöpfer entgegen zu treten. Die Aussicht, dass mir jemand auch im Sterben eine Tür öffnet. Die Vorstellung von warmen Gefühlen, Freiheit und Geliebtsein gefällt mir. Nach dem Leben. Und auch bereits im Leben. Schon jetzt klopfe ich an Türen. Schon jetzt suche ich Momente am Meer. Begegnungen mit Gott. Damit ich mitreden kann, wie wunder wunderschön es ist.

„In heaven, that‘s all they talk about. The ocean. In the sunset.
How fucking wonderful it is to watch the big ball of fire melt to the ocean …“

Der Film und auch das Leben des einen Mannes erreichen den Höhepunkt. Am Meer. Tequila in der Hand. Salzig und bitter. Und mit dem warmen Gefühl grenzenloser Freiheit. Knockin‘ on heaven‘s door.

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