Gerade hatte ich meinen Platz im Flugzeug gefunden.
Und dann kam er und setzte sich in die Reihe vor mich.
Ich hatte ihn schon am Schalter gesehen.
Dunkler Teint und etwas zu langer Bart.
Fast zwei Meter groß.
Araber, meine ich.
Schon vorhin der innerliche Impuls – wir haben hoffentlich nicht den gleichen Weg.
Wir hatten.
Nur eine Sitzlehne voneinander getrennt.
Kaum ein halber Meter.
Die nächste Zeit verbringen wir sehr dicht beieinander.
Unbekannt.
Beklommenheit breitet sich in mir aus.
Kein Entkommen aus der Situation.
Was ist, wenn …?
Vorurteile, merke ich, stehen in mir auf.
Ich glaubte, ich sei reflektiert.
Ich glaubte, ich falle nicht rein auf die Propaganda.
Ich meinte, ich sei immun gegen den rassistischen Kurzschluss.
„Mach dir Gedanken, wie Du über Deinen Nächsten denkst“ sagt Jesus (Lk 10,36f).
Mache ich öfter – versuche ich jedenfalls.
Bemühe mich um verschiedene Perspektiven.
Und dann das.
Beklommenheit, innere Unruhe, Angst vielleicht – eine Reihe hinter ihm im Flugzeug.
Zugleich Erschrecken vor der Macht der Vorurteile.
Erschrecken vor dem nicht Rationalen.
„Angst ist nicht in der Liebe“ sagt die Bibel (1Joh 4,18).
Kaum etwas war in diesem Moment weiter weg als angstfreie Nächstenliebe.
Nach einer guten Stunde Landung in Berlin.
Mühsam schälen sich alle aus ihren Sitzen und schieben in Richtung Ausgang.
Unsere Wege begegnen sich noch einmal.
Er telefoniert – auf Spanisch.
Meine Vorurteile grinsen mich hämisch an.
Selbst wenn es Arabisch gewesen wäre …
„Mach Dir Gedanken, wie Du über Deinen Nächsten denkst“, sagt Jesus.
Ok, Jesus, ich bemühe mich.
Ich merke, ich hab noch einen längeren Weg vor mir mit meinen Gedanken über meinen Nächsten.