Ich weiß noch, wie ich diese alte Konzertgitarre mit Nylonsaiten im Keller meiner Eltern gefunden habe. Die Decke vom Korpus hatte sich schon ein wenig gelöst. Ich habe sie in die Hände genommen und wusste, jetzt bringe ich mir Gitarrespielen bei.
Vielleicht hat es in diesem Moment angefangen, dass Musik für mich mehr geworden ist als eine Aneinanderreihung von Noten. Flöten- und Klavierunterricht waren irgendwie Pflicht. Gitarre lernen wurde zur Kür und zur Leidenschaft. Wenn du mich in diesem Augenblick fragen würdest, was mich in meinem Leben und Glauben inspiriert, dann würde ich antworten: Musik!
Sie ist für mich nicht nur einfach schön anzuhören, sie erinnert mich an ganz viele wunderbare, traurige, verrückte, verkrampfte und lösende Augenblicke meines Lebens. In meiner Spotify-Liste ‚Geile Mucke‘ sind deswegen ausschließlich solche Stücke zu finden, mit denen ich etwas aus meinem Leben verbinde. Zum Beispiel das damalige Lieblingslied meiner ersten und einzigen, wirklichen Liebe oder einen Song, den ich gehört habe, als ich in Cuxhaven mit dem Fahrrad eine Schranke umgenietet habe.
Es gibt ein Zitat von Johann Sebastian Bach, das ziemlich gut beschreibt, warum mich Musik inspiriert. In seiner Bibel findet man neben dem Text zur Einweihung des salomonischen Tempels eine handgeschriebene Notiz: „Bei einer andächtigen Musik ist allezeit Gott mit seiner Gnadengegenwart.“ Für mich ist Musik vor allem das. Gnadengegenwart Gottes. In der Musik entdecke ich etwas auf eine Art und Weise über Gott, das Leben oder über mich selbst, was ich in lediglich geschriebenen Worten so nicht entdecken würde. Auch wenn es komisch klingt, aber manchmal drücken Töne besser aus als Worte, was und wie ich glaube. Es ist schon ein wenig verrückt, aber es gibt Sequenzen in Musikstücken, die ich quasi in Dauerschleife immer wieder höre.
Musik ist eine künstlerisch, faszinierende Gabe, die ich als Gottesgeschenk (ver-)nehme. Der Ton macht die Musik und gibt meinem Glauben Gestalt. Jemand hat sich einmal so geäußert: „Musik ist regelrecht die erfahrbare Gestalt der Hände Gottes [...] sie umgeben uns von allen Seiten wie die Musik, die uns einhüllt.“ Ja, Musik hüllt ein. Sie erfüllt den ganzen Raum, auch den Lebensraum in mir. In der Schönheit eines Klanges finde ich etwas von Gottes Präsenz. Für mich wird eine Melodie oft zu einer Begleiterin, die gerade besser ausdrücken kann – auch Gott gegenüber –, was ich denke und fühle.
Ich würde gerne sagen, dass Musik mich dazu inspiriert, selbst ein großartiger Musiker zu werden. Aber dafür investiere ich dann doch zu wenig Zeit. Ich bin eher ein Tonabnehmer von Klängen, die andere längst produziert haben. Tatsächlich inspiriert mich Musik in wirklich schweren Zeiten meines Lebens dazu, meinen Lebensrhythmus wieder aufzunehmen. Wenn ich selbst keinen Halt habe, ist es so, als ob ich mich an eine Melodie oder an einen Rhythmus anlehnen kann. Nicht, weil ich Musik an sich zutraue mich zu stützen, sondern nur, weil ich darin die gnädige Zuwendung Gottes zu mir entdecke. Musik inspiriert mich eher selten zu tanzen, aber ganz oft verleiht sie mir selbst eine Stimme, und ich fange an zu singen. Und nicht zuletzt inspiriert mich Musik, zu beten. Zurzeit am liebsten die Zeile: „You didn´t want heaven without us, so Jesus, you brought heaven down!“
So, und hier geht es zu meiner Spotify Liste ‚Geile Mucke‘:
https://open.spotify.com/user/rehlaxs6/playlist/0Y7ai1tiFE80YwyvbkUXEV?si=V-K9Un3wTDOsVMiZy6tntg
(Ich dürft selber raten mit welchem Song ich die Schranke in Cuxhaven umgenietet habe.)